Dienstag, 18. Januar 2011

Warten auf ein Buch

Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert: ich warte sehnsüchtig auf ein bestelltes Buch. Inzwischen frage ich mich, warum ich es überhaupt bestellt hatte. Im Buchladen wäre es sicherlich vorrätig gewesen, jedenfalls in den richtigen Buchläden. Zuerst wollte ich es bei Amazon bestellen. Doch nach dem Kauf meldete Amazon, dass es in ca. zehn Tagen (!) geliefert wird. Ein dtv-Buch von 2002 ist nicht vorrätig? Habe ich bei Amazon noch nie erlebt. Seltsam. Dann sah ich, dass es dort auch gebraucht angeboten wird, in einer älteren, vergriffenen Ausgabe. Also bestellte ich diese. Seitdem sind 5 Tage vergangen und der Anbieter hat es noch immer nicht verschickt. Langsam werde ich ungeduldig. Das kann doch nicht so schwer sein, das Buch in einen Umschlag zu stecken und abzuschicken. Wo liegt das Problem?

Es handelt sich um den autobiographischen Roman von Reinaldo Arenas: Bevor es Nacht wird. Ich habe den Film (Regie Julian Schnabel) neulich gesehen, mit Javier Bardem in der Hauptrolle. Einfach großartig. Sehr gut gespielt. Er war mit der Rolle für einen Oscar nominiert. Und Johnny Depp in einer, oder besser gesagt, in zwei Nebenrollen: als Transe in einem politischen Knast und als fieser Offizier im selben Gefängnis. Beide Rollen auch hervorragend gespielt. Sean Penn hat ebenfalls eine Nebenrolle.

Diese autobiographische Story spielt in Kuba. Als Vierzehnjähriger schließt sich Reinaldo den Rebellen an und erlebt die Zeit nach der Revolution noch positiv. Er studiert, beginnt selbst zu schreiben, wird ausgezeichnet, findet einen Job in einer Bibliothek, alles scheint gut zu verlaufen. Doch Castro geht hart gegen Homosexuelle vor, hält sie für konterrevolutionär und meint, Homosexualität sei eine dekadente Unsitte des Kapitalismus. Er verfolgt Schwule, lässt sie in 'Umerziehungslager' einpferchen. Mittlerweile hat sich Fidel Castro entschuldigt. Eine Entschuldigung ist in Ordnung. Aber: das Leben von Tausenden zur Hölle zu machen (immerhin mehr als zwanzig lange Jahre!) und hinterher sagen: "Sorry, ich hatte keine Zeit mich darum zu kümmern." ist etwas irritierend und für die Betroffenen wenig befriedigend. Leben sind zerstört, Lebensfreude geraubt worden, weil der 'Große Führer' keine Zeit hatte.
Reinaldo schreibt weiter, wird aber nicht mehr publiziert. Ein außer Landes geschmuggeltes Manuskript erscheint in Frankreich und hat Erfolg. Dafür wird er in Kuba bestraft. Schließlich gelingt ihm irgendwann die Ausreise. Ende 1990 stirbt er in New York durch eigene Hand.

Als ich das letzte Mal, das war im Dezember, einen Film sah, der mir sehr gut gefiel (Der Leopard), besorgte ich mir anschließend das Buch. Ich hatte es nicht bereut. Das Buch ist wirklich gut. Ich hoffe, es wird mir mit Arenas Buch ebenso ergehen. Wenn es nur endlich da wäre... Die Zeit überbrücke ich mit einem Buch über die Geschichte Kubas und mit Kurzgeschichten von F. Scott Fitzgerald. Auch nicht übel.

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